Sathya Sai Baba spricht 21

Bd. 21 (1988) 1. Aufl. 2012, 240 Seiten, kartoniert, Bestell-Nr. 1027

Leseprobe aus  Sathya Sai Baba spricht Band 21

 

Der Geist des Dienens

 

Dienst an der Gesellschaft besteht nicht nur darin, auf die Straßen zu gehen und sie zu säubern. Welche Arbeit ihr auch tut, welche Pflichten ihr als Beamter oder Arbeitnehmer zu erfüllen habt, wenn ihr eure Pflichten sorgfältig und mit Fleiß und Hingabe tut, so ist auch das selbstloser Dienst (seva). Menschen in Führungspositionen, die ihre Aufgaben gut erfüllen, um ihre Gehälter zu rechtfertigen, leisten echte Dienste. Aber solche Personen sind selten. Arbeitnehmer kämpfen um mehr Lohn, aber leisten keinen entsprechenden Dienst, der ihr Einkommen rechtfertigen würde. Selbstloses Dienen adelt den Menschen und erhöht seine Bedeutung. Es stattet den Menschen mit Intelligenz und jenen Fähigkeiten aus, die für die Verfeinerung der menschlichen Natur erforderlich sind. Es genügt nicht, seine Pflicht sorgfältig zu erfüllen. Die Menschen müssen auch andere Eigenschaften wie Liebe, Anteilnahme, Fairness, Mitgefühl und Vergebung entwickeln. Nur wenn man diese Eigenschaften besitzt, wird man voller Hingabe dienen können. Das Gefühl von Dualismus – von „mein“ und „dein“ – ist die Ursache für all die Freuden und Sorgen, Vorlieben und Abneigungen, die der Mensch erfährt. Dieser Dualismus hat seine Wurzeln in der Selbstsucht, die einen dazu bringt zu denken, dass es nichts ausmacht, was sich in der Welt ereignet, solange es einem gut geht. Eine solch egoistische Person, die sich einzig und allein für ihren Körper, ihren Reichtum und ihre Familie interessiert, sieht die Wahrheit als Unwahrheit und das Falsche als wahr an. Damit die Menschen sich von dieser tief sitzenden Schwäche befreien können, müssen sie sich dem Dienen zuwenden. Sie müssen erkennen, dass der Körper ihnen nicht gegeben wurde, damit er ihren eigenen Interessen dient, sondern damit er anderen dient. Dienen ist ein Ausdruck von Dankbarkeit gegenüber der Gesellschaft Dienen sollte nicht mit einem Gefühl der Herablassung oder um eines zukünftigen eigennützigen Zieles willen getan werden. Da die Menschen die heilige und reinigende Kraft des Dienens nicht erkennen, zögern sie, sich im sozialen Dienst zu engagieren. Man sollte nicht meinen, dass man durch seinen Dienst zum Wohl der Nation beiträgt. Man sollte erkennen, dass man dadurch sich selbst bessert. Dienen sollte aus dem Bewusstsein heraus entstehen, was man der Gesellschaft schuldet. Der eigene Name und gute Ruf, die Bequemlichkeiten des Alltags – all dies verdankt man der Gesellschaft. Man findet in der Gesellschaft seine Erfüllung. Unter dieser Voraussetzung muss man sich fragen, wem man sonst dienen könnte, wenn nicht der Gesellschaft. Schon allein aus Gründen der Dankbarkeit sollte man der Gesellschaft dienen, welche die Quelle aller Annehmlichkeiten ist, denen sich der Mensch erfreut. Menschen ohne Dankbarkeit sind schlimmer als wilde Tiere. Für den Einsatz beim Dienen braucht man weder Geld noch materielle Güter. Ein liebendes Herz ist die erste Bedingung. Ist das Herz nicht voller Liebe, so ist alles Dienen trocken wie Staub. Füllt eure Herzen mit Liebe. Wenn ihr hochmütig seid, erscheint euch alles missgestaltet. Wenn ihr von Gott erfüllt seid, sieht alles gut und schön aus. Wenn die Menschen diese höhere Bestimmung vergessen, verlieren sie ihre Menschlichkeit. Vom Mammon besessen Die Menschen von heute geben sich vollkommen der Jagd nach Geld und immer noch mehr Geld hin. Sie sind von dem Gefühl besessen, dass man allein durch Geld alles bekommen kann, was man sich wünscht. Diese Besessenheit ist die Hauptursache für die Krise, in der sich die Menschheit befindet. Obwohl Geld für bestimmte Zwecke gebraucht wird, ist es nicht die Hauptquelle für Sicherheit und Glück des Menschen. Die Menschen sollten lernen, mit einem bescheidenen Einkommen ein gutes Leben zu führen. Prahlerei und Stolz sind die Feinde spirituellen Fortschritts. Opfergeist (tyāga) ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass man voller Hingabe dient. Stolz ist der erste schlechte Wesenszug, der abgelegt werden muss. Sich von schlechten Eigenschaften zu befreien, ist echtes Opfer; auch das ist spirituelle Vereinigung (yoga). Das ist die Botschaft der indischen Kultur. Weil dies den Menschen nicht richtig vermittelt wird, neigen sie dazu, falsche Wege zu wählen und in die Irre zu gehen. Sie erkennen nicht, dass sie tatsächlich Gott in verschiedenen menschlichen Formen dienen, wem auch immer sie einen Dienst erweisen. Wer dient, muss dieses erhabene und heilige Gefühl wertschätzen. Man muss sich darum bemühen, Gott in jedem Menschen zu sehen.

Aus der Ansprache vom 21. November 1988

 

Hingabe ist das Allheilmittel

 

Die Wahrheit zu sagen, ist leicht, aber sich in Lügen zu verstricken, ist ein quälender Vorgang. Es kostet sehr viel Mühe, eine Lüge durch noch mehr Lügen zu verbergen. Das ist der Grund für den Spruch: „Sprich die Wahrheit. Sprich, was liebenswürdig ist. Sprich keine Wahrheit, die verletzt (satyam brūyāt, priyam brūyāt; na brūyāt satyam apriyam).“ Gott ist die Verkörperung der Wahrheit. Wahrheit ist die Grundlage des Universums. Diese Wahrheit überschreitet das Denken und die Sprache und ist jenseits der Kategorien von Zeit und Raum. Der Vedanta hat dies als göttliche Urordnung (rita) beschrieben. Sie wird auch transzendentale Wahrheit genannt. Wahrheit ist das, was über die Zeit hinweg unverändert bleibt. Euer Leben muss sich nach dieser Wahrheit ausrichten. Ihr müsst erkennen, dass Gott in allem gegenwärtig ist. Nur wenn ihr die Allgegenwart Gottes erkennt, werdet ihr Gott erfahren können. Entwickelt Vertrauen zu Gott. Alle Namen sind sein – Rama, Krishna, Christus oder irgendein anderer Name. Jeder Mensch ist die Verkörperung Gottes. Wahre menschliche Beziehungen können nur wachsen, wenn diese Wahrheit erkannt wird. Die erste Stufe ist, wenn du erkennst: „Ich bin im Licht.“ Die nächste hast du erreicht, wenn du erkennst: „Das Licht ist in mir“, und schließlich erkennst du: „Ich bin das Licht.“ „Ich“ repräsentiert Liebe und Licht repräsentiert höchste Weisheit (jnāna). Wenn Liebe und Licht verschmelzen, ist Erkenntnis da. Der Pfad der Hingabe (bhaktimārga) ist leichter als der Pfad der Weisheit (jnānamārga). Die Gita hat den Pfad der Hingabe gepriesen. Liebe sollte von innen kommen, nicht von außen erzwungen werden. Ihr solltet selbstlose und spontane Liebe entwickeln. Die Einstellung, Gott um irgendwelche Gefälligkeiten zu bitten, sollte aufgegeben werden. Die Liebe zu Gott sollte nicht auf das Prinzip „Wie du mir, so ich dir“ gegründet sein, das heißt man sollte für Gebete und Opfergaben keine Gegengaben von Gott erwarten. Der Sinn, heilige Feste zu feiern, liegt darin, den Tag für die Meditation über Gott zu nutzen. Gebt vom heutigen Tag an Selbstsucht auf, richtet euer Denken auf das Höchste (parārtha) aus, lebt ein Leben in Wahrheit (yathārtha) und heiligt euer Leben. Setzt euer Vertrauen auf Gott und erfüllt eure Pflicht so gut ihr könnt. Seid voller Liebe und teilt sie mit allen. Selbst wenn ihr Gottes Liebe nur ein ganz klein wenig gewinnt, werdet ihr unendliche Freude erfahren.

 

Aus der Ansprache vom 15. September 1988

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche von Edith Zeile