Sommersegen in Brindavan 1

Bd. 1 (1972), 4. überarbeitete Auflage, 16.8.2012, 176 Seiten, broschiert, Bestell-Nr. 1008

ISBN 978-3-932957-66-6

ISBN-A 10.978.3932957/666

1972 initiierte Sathya Sai Baba eine Serie von Sommerkursen über indische Kultur und Spiritualität in Brindavan, seinem Aschram in Whitefield. Diese standen Studenten aus ganz Indien und Gästen aus dem In- und Ausland offen. Sai Baba hat 1972 an jedem Abend des Sommerkurses Ansprachen gehalten, in denen er die in den Vorlesungen des Tages besprochenen Grundsätze nochmals erklärte. In seinem einzigartig einfachen Stil erläuterte er seine universelle Botschaft der Liebe mit Hilfe vieler Parabeln und Anekdoten. Er sprach vorwiegend über die Veden und Upanischaden, aber auch über das Wesen der Wahrheit, Meditation, göttliche Gnade, Verlangen und Zorn, die Kontrolle der Sinne, Lehren der Bhagavadgita, die Verehrung der Eltern, Shankara und die Advaita-Lehre, den Weg der Hingabe und vieles mehr.

 

 

 

Leseprobe: Selbstkontrolle und Losgelöstheit

 

Alle Religionen lehren uns allein das Gute. Wir sollten versuchen, das zu verstehen und zu praktizieren. Unser heutiges Programm hat mit einem indischen Schauspiel (bharata natya) begonnen. Wir sollten wissen, dass unser Leben ein Schauspiel ist. Die Welt ist die Bühne unseres Lebens. Jeder Einzelne ist einer der vielen Schauspieler. Die Täuschung (maya) ist der Rhythmus (tala). Sie fordert das Leben dazu auf, auf der Bühne der Welt zu tanzen. Die Schauspielerin (nartaki) – Maya – hat die Fähigkeit, verschiedene Sinne anzuziehen. Wenn Maya die Menschen nicht in ihren Bann gezogen und verzaubert hätte, wären sie nicht in diese Lage geraten. Gott ist in euren Herzen, aber Maya lenkt unsere Aufmerksamkeit mit ihrem Spiel ab, und wir bekommen keine Vision Gottes. Um den Zauberbann der Schauspielerin Maya über uns zu brechen, bedarf es bestimmter Übungen und einiger Anstrengungen. Weil jeder Tanz ohne Begleitmusik seinen Reiz und seine Schönheit verliert, muss auch die Melodie, mit der dieser Tanz begleitet wird, der Tänzerin (maya) entsprechen. Wenn die beiden nicht aufeinander abgestimmt sind, entsteht Disharmonie, und der Tanz erregt Missfallen. Maya kann auch Nartaki – Schauspielerin – genannt werden. Dieser Name hat drei Silben: na – rtha – ki. Wenn wir das Wort von hinten lesen, wird daraus ki – rtha – na, Kirtana. Durch das Singen zur Ehre Gottes (kirtana) sind wir also in der Lage, diese Schauspielerin (maya) zu kontrollieren. Wir müssen uns fragen: Mit welcher Art des Gesangs? Wer ist der Besitzer des Gesangs? Er ist Gottes Eigentum. Weil auch Maya, oder die Schauspielerin, Gottes Eigentum ist, gefällt ihr der Lobgesang für Gott sehr. Ein Lied über Gott, den Erhabenen (bhagavatkirtana), wird die Schauspielerin (nartaki) gewiss erfreuen.

Allein das Hören des Namens Gottes ist ein gutes Lied, und nichts anderes. Deshalb machten unsere Weisen und Seher diese guten Lieder zur Grundlage ihres Lebens und richteten es auf die Vereinigung mit der Höchsten Seele aus. Die Stufe, die sie dadurch erreichten, kann man als Innehalten (nivritti) bezeichnen. Diese Stufe zu erreichen, erfordert viel Anstrengung. Das Wasser braucht den Fisch nicht. Aber der Fisch kann nicht ohne Wasser leben. Ebenso braucht der Lehrer (guru) keinen Schüler. Für den Schüler aber ist es schwierig, ohne Lehrmeister (acarya) voranzukommen.

Sathya Sai Baba – Sommersegen in Brindavan 1972, Seite 150 f.